Die Gedächtniskirche St. Christoph
Mit einer Grundlänge von nur 36 Metern war St. Christoph die kleinste Pfarrkirche im Stadtgebiet von Mainz. Hier soll auch einer der berühmtesten Söhne der Stadt, Johannes Gutenberg, getauft worden sein. St. Christoph wurde zwischen 1240 und 1300 erbaut, wobei an derselben Stelle zuvor schon eine fränkische Adelskirche gestanden haben muss, die erstmals 893 urkundlich erwähnt wurde. Schon bei den Luftangriffen vom 12. und 13. August 1942 brannte die Kirche aus, doch erst, als sie am 27. Februar 1945 erneut von Sprengbomben getroffen würde, stürzte auch das Gewölbe ein. Ihr Wiederaufbau wurde im Zuge der dringenden Räumungs- und Wohnungsbaumaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst aufgeschoben, bis man sich 1963/64 bewusst dazu entschied, die Kirche als Ruine und damit als Mahnmal zu erhalten. Dazu wurden lediglich die Außenmauern wieder aufgerichtet und mit Betonstreben abgestützt. Diese wurden zusätzlich mit einem Relief des Bildhauers Heinz Hemrich verziert. Im Inneren der Kirche ist eine Gedenktafel angebracht mit den Worten: DEN TOTEN ZUM GEDENKEN DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG. Jedes Jahr findet hier am 27. Februar eine Gedenkveranstaltung statt, die an die Opfer der Bombardierung und die Zerstörung der Stadt erinnern soll.
2005, am 60. Jahrestag des Luftangriffes, sagte der damalige Oberbürgermeister der Stadt Mainz in einer Ansprache zu der Gedenkveranstaltung Folgendes:
„So schmerzlich die Erinnerungen an diesen 27. Februar sind, so klar es ist, dass die Bomben Unschuldige getroffen haben, ja: treffen sollten, so deutlich müssen wir doch auch feststellen: der 27. Februar steht nicht allein. Er ist nicht denkbar ohne den 30. Januar 1933, ohne den 9. November 1938 und den 1. September 1939. Aus diesem Grund gedenken wir in Mainz seit Jahren nicht nur des 27. Februar, sondern auch des 9. November. Das eine Datum ist nicht ohne das andere denkbar, und damit auch nicht gedenkbar.“.“[1]
[1] Beutel, Jens: Der 27. Februar 1945 als fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt Mainz. In: Berkessel, Hans (Hrsg.): Die Gegenwart der Vergangenheit. Dokumentation aus Anlass des 60. Jahrestages der Zerstörung der Stadt Mainz und des Endes des Zweiten Weltkrieges mit dem Katalog der Fotoausstellung des Stadtarchivs Mainz. Zerstört , besiegt, befreit – Mainz 1945. Mainz 2005 (Mainzer Geschichtsblätter Sonderheft), S.12.
Was denkst du?
- Jens Beutel nennt außer dem 27. Februar noch weitere Daten. Was ist an diesen Tagen geschehen?
- Inwiefern stehen diese Daten in Beziehung zum 27. Februar 1945?
- Was meint Jens Beutel damit, wenn er sagt, „das eine Datum ist nicht ohne das andere denkbar, und damit auch nicht gedenkbar“?